Kultur in Brüglingen: Cenerentola 2002
Inhalt:
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Zeitungsartikel |
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BaZ Freitag, 9. August 2002 | |
THEORETISCH EINE FREILICHTAUFFÜHRUNG: ROSSINIS «LA CENERENTOLA» IN BRÜGLINGEN | |
Die Maschine Rossini lief bei kaltem Wetter heiss |
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Bunter Klamauk. Dem Personal der Oper scheint eine Art Maschine innezuwohnen: Die «Cenerentola»-Story schnurrt ab wie eine Spieluhr. Foto Tino Briner |
Blut sei im
Schuh, gurrt die Taube in Grimms Märchen «Aschenputtel». In der
Geschichte des hässlichen Schwesterleins, von ihrer mutterlosen
Familie als Dienstmagd missbraucht, spielt der Vogel eine
vermittelnde Rolle, auch hilft er, bei Grimm, der töchterlichen
Sklavin die Linsen in Töpfchen und Kröpfchen zu sortieren.
Von Benjamin Herzog |
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Rossini schrieb seine «Cenerentola» in einem knappen Monat. Dieser Produktionsfleiss äussert sich in einem Geschwindigkeitsrausch, den die Musik erzeugen kann. Besonders die Enden der beiden Akte entwickeln einen regelrechten Sog. Die Geschichte ist dann jeweils zum gewünschten Punkt fortgeschritten und interessiert niemanden mehr. In diesen Akt-Enden zählt allein die Musik. Was im ersten Akt nicht gelang, sollte im Finale dann seine Wirkung zeigen: Solisten, Chor und Orchester vollzogen den Tempoexzess, und die Maschine Rossini lief heiss. Das war hinreissend.
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Eine andere Art von Maschine scheint dem Personal der Oper
innezuwohnen. Jürg Hatz hat die sonst gerne unterbelichtete Figur
des Philosophen Alidoro (stimmschön: Martin Achrainer) zum Zauberer
erhoben im lan-gen Umhang und mit einem enormen Hut, nach dessen
Befehlen Aschenputtel, ihre Familie, aber auch der Prinz und sein
Kammerdiener funktionieren und sich folglich im Schlusssextett «Siete
voi?» wie mechanische Puppen bewegen. Die Oper kommt vom
Fliessband, die Story schnurrt ab wie eine Spieluhr. Und ist dennoch
unwiderstehlich.
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